Brandschutz & Krisenvorsorge

Brandprävention,  Krisenvorsorge, Risiken erkennen und richtiges Verhalten im Brandfall.

Kontakt: brandschutzaufklaerung@inuri.de

Brandrisiken in Privathaushalten
Häufige Brandursachen

Februar 2023, Dr.  Matthias Münch


Brände lassen sich nie vollständig verhindern. Menschen machen Fehler, Technik veraltet oder verschleisst oder wird nicht ausreichend gewartet. In jedem Fall ist es aber schlauer aus den Fehlern und Erfahrungen anderer zu lernen. Hierbei können statistische Daten helfen. 


Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) wertet seit vielen Jahren die gemeldeten Schäden aus. In besonderen Fällen schauen sich Brandursachenermittler des IFS die Schäden vor Ort an. Die auf dieser Basis entstandene Gesamtstatistik der Jahre 2002 bis 2021 zeigt


Elektrische Ursachen sind für ein Drittel aller Brände verantwortlich!


Grund genug sich damit genauer zu beschäftigen.

Elektrische Brandrisiken im Privathaushalt

1. Die IFS-Statistik im Detail

Eine genauere Untergliederung der elektrischen Brandursachen für den Privathaushalt ergibt eine für manche überraschende Hitliste der häufigsten Brandverursacher:

  • Platz Kühlgeräte
  • Platz Trockner
  • Platz Mehrfachsteckdosen
  • Platz Geschirrspülmaschinen
  • Platz Waschmaschinen


Alle diese „Brandverursacher“ werden also durch uns selbst betrieben. Allen voran die Geräte der „weissen Linie“, dass sind Kühl-, Wasch- und Trockengeräte. Die gelisteten Geräte haben zudem mindestens eine der nachfolgenden Eigenschaften:

  • 24/7 Betrieb
  • Heizen und/oder produzieren Abwärme
  • Rüttelnde oder drehende Teile
  • Lange Gebrauchsdauer


Besonders bemerkenswert ist, dass die Mehrfachsteckdose von Platz 5 im Jahr 2018 mittlerweile auf Platz 3 aufgestiegen ist. Der Wäschetrockner hingegen fällt von Platz 1 in 2018 auf Platz 2 ab. Laut Herrn Dr. Drews, dem IFS-Geschäftsführer, ein Folge von technischen Verbesserungen zur Steigerung der Produktsicherheit.


Was lässt sich nun daraus lernen?

Hitliste der Brandverursacher bei den Elektrogeräten im Haushalt

2. Aus Fehlern und Erfahrung anderer Lernen

Zunächst können wir erfreut feststellen, dass die Öffentlichkeitsarbeit des IFS zu Produktverbesserungen bei den Herstellern führt. Aber welche Lehren lassen sich aus der IFS-Statistik für die ganz persönliche Lebenssituation ziehen? Gibt die Reihenfolge der statistischen Daten des IFS nun die Gefährlichkeit der Geräte im Privathaushalt an? Sind Kühlschränke damit buchstäblich brandgefährlich?

Für eine derartige Betrachtung müssen die statistischen Daten in einen Gesamtkontext gesetzt werden. Auch wenn die Kühlgeräte nun auf Platz 1 gerückt sind, muss bei der Bewertung der Brandgefährlichkeit auch die Anzahl und Eigenart der elektrischen Geräte in den Haushalten berücksichtigt werden. Je mehr Geräte eines Typs dauerhaft in Betrieb sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Brand kommen kann. 


Wir können sicherlich annehmen, dass es in jedem Haushalt mindestens einen Kühlschrank gibt. Dieser Kühlschrank ist das ganze Jahr rund um die Uhr in Betrieb, also 24/7. Ferner gibt es sicherlich viel mehr Kühl- und Gefriergeräte, als z.B. Wäschetrockner (Platz 2). Im Gegensatz zu den Wäschetrocknern sind diese vielen Kühl- und Gefriergeräte auch noch kontinuierlich in Betrieb. Hingegen ist bei den Wäschetrocknern eher eine gelegentliche Inbetriebnahme anzunehmen, nämlich dann, wenn Wäsche getrocknet werden muss. Also kein Grund zur Panik, aber zur überlegten Kontrolle. 


Meine brandschutztechnische Auswertung der IFS-Statistik unter Berücksichtigung der Möglichkeiten in normalen Privathaushalten führt daher zu folgenden Tipps:

a) Kühl- und Gefriergeräte

Die Daten der IFS-Statistik legen uns nahe, unseren Kühl- und Gefriergeräten etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.  

  • Kontrolle der Wärmeabfuhr
    Wo etwas gekühlt wird, muss Wärme abgeführt werden. Diese Wärme sollte sich nicht stauen. Der Bereich der Wärmeabgabe des Gerätes muss also genügend belüftet werden. Gerade bei Einbaugeräten sollte also eine Luftzirkulation möglich sein. Das ist nicht nur sicherer, sondern spart letztlich auch Strom. In der Regel reicht für die Luftzirkulation die Auftriebsenergie der an den Wärmetauschern erwärmten Abluft aus. Nur, diese erwärmte Abluft muss eben auch entweichen und kühlere Raumluft nachströmen können.

  • Eisfach regelmässig abtauen
    Damit reduziert sich die Last, die das Kühlaggregat bewältigen muss. Zur Eisbildung kommt es, wenn sich Wasser an den gekühlten Wänden des Eisfaches absetzt. Dieses Eis wirkt dann wie ein Isolator an den Gefrierfachwänden.

  • Kontrolle des Gerätezustandes
    Auch ein Kühlschrank altert. Das gilt nicht nur für die Türdichtungen, sondern auch für die Kühltechnik. Schaltet diese z.B. nicht mehr ab und läuft hörbar im Dauerbetrieb, dann sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden. Gegebenenfalls steht hier dann ein Austausch des Kühlgerätes an.

    Doch Achtung, die Weiterverwendung des alten Gerätes als „Bierkühler“ im Schuppen kann dann den in der Wohnung vermiedenen Brand im Schuppen auslösen. Auch Ihrem Arbeitgeber machen Sie mit dem Altgerät keine Freude. Die wenigsten Arbeitgeber möchten diese alten Geräte in ihren Betrieben haben, nicht mal geschenkt. Sie wissen warum.

b) Mehrfachsteckdose

Ein schlummerndes Gefahrenpotenzial bieten die häufig weitgehend unbeachteten Mehrfachsteckdosen. Sie sind von Platz 5 auf Platz 3 aufgestiegen. Das sollte uns aufmerken lassen. 


Ein Grund hierfür dürfte die zunehmende Digitalisierung unseres Lebens sein. Sowohl die Anzahl der Orte an den wir Strom brauchen, als auch die Anzahl der dort benötigten Steckplätze hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Überall brauchen wir Steckdosen, um elektrische Geräte, vor allem Rechner, zu betreiben oder die zahlreichen kleinen Helfer wie Smartphone, Tablett, E-Zigarette usw. zu laden. Die Elektroausstattung der bestehenden Wohnungen bietet hierfür jedoch bei weitem nicht genügend Wandsteckdosen. In der Folge holen wir uns zahlreiche Mehrfachsteckdosen in die Wohnungen.

Mehrfachsteckdosen werden oft als Mitnahmeware in Kaufhäusern und Baumärkten angeboten. Häufig für nur wenige Euro auf dem Krabbeltisch. Ein Test der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2011 ergab, dass 11 von 19 geprüften Mehrfachsteckdosen mangelhaft waren.
Nun ist der Test mittlerweile mehr als 10 Jahre alt. Die damals getesteten Mehrfachsteckdosen liegen aber mit Sicherheit auch heute noch an ihren Orten unter Schreibtischen, Schränken und Sofas. Einmal gekauft verbleiben die Steckdosenleisten bis zum Auszug dort oder bis zum Brandereignis. Ihre Entscheidung!

Fehlendes Problembewusstsein
Die zulässige elektrische Leistung ist auf jeder Mehrfachsteckdose angegeben, aber wer kennt schon die Leistungsdaten seiner elektrischen Geräte. So nimmt das Unheil seinen Lauf und es kommt zur elektrischen Überlastung. 


Aber auch unser Umgang mit den Stromkabeln ist oft recht ruppig. Nach der Devise „Was nicht passt, wird passend gemacht“, werden die Kabel in enge Radien gezwungen, gestaucht, gequetscht oder hin- und hergezogen. Jahr über Jahr vergeht und die Geräte altern.

Wer jetzt all seine Hoffnungen auf die Sicherungen im Sicherungskasten legt, könnte böse enttäuscht werden. Diese sogenannten Leitungsschutzschalter sind auf die feste Elektroinstallation der Wohnung ausgelegt. Was an die Wandsteckdosen angeschlossen wird, geht auf unsere Kappe. Damit ist es gut möglich, dass die überlastete Mehrfachsteckdose schon aufglüht, sich der Leitungsschutzschalter aufgrund eines fehlenden elektrischen Kurzschlusses bzw. Überlastung davon jedoch noch völlig unbeeindruckt zeigt.




Belegte Steckdosenleiste

So ist es kein Wunder, dass es immer wieder mal Berichte von abgebrannten Häusern in unsere von Horror-Nachrichten gesättigte Medienwelt schaffen.

Rat: Unterziehen Sie Ihre Mehrfachsteckdosen einem kurzen Check

  • Hat das Gehäuse ein GS-Zeichen und erfüllt damit die Anforderungen des Produktsicherheitsgesetzes? Auch ein VDE-Zeichen weisst auf die Einhaltung von Sicherheitsanforderung hin, wenn gleich es gesetzlich nicht verankert ist. Näheres zu den VDE-Prüfzeichen erfährt man hier beim VDE
  • Wie und mit welcher elektrischen Leistung wird die Steckdosenleiste durch die angeschlossenen Geräte elektrisch belastet?
    Das heißt, prüfen Sie, ob überhaupt eine maximal zulässige elektrische Leistung auf der Steckdosenleiste angegeben wird? Wird diese angegebene Leistung dann durch die angeschlossenen Geräte ständig im Dauerbetrieb nahezu erreicht oder möglicherweise sogar gelegentlich überschritten? Oder sind es eine Reihe von Kleinverbrauchern, die auch nur gelegentlich in Betrieb gehen?

  • In welchem Zustand befindet sich die Steckdose, insbesondere das Kabel und der Stecker? Gibt es Gehäusebeschädigungen, Isolationsschäden oder gar Schmauchspuren an den Kontakten?

Im Übrigen sind steckbare Stromverbindungen nicht für Dauerbelastungen gedacht. Wer also die Leistungsgrenzen seiner Steckdosen 24/7 ausnutzt läuft Gefahr, unangenehme Bekanntschaft mit den Folgen eines Brandereignisses zu machen.

Wir sind also nicht zur Hilflosigkeit verdammt. Bereits ein wenig Prävention und Umsicht helfen Schäden gar nicht erst entstehen zu lassen. Statten Sie Ihrem Kühlschrank und Ihren Mehrfachsteckdosen doch mal wieder einen Besuch ab.





Ich danke dem Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) für die freundliche Bereitstellung der Statistikabbildungen.


Wärmekreislauf eines Kompressor-Kühlschrankes

Wärmekreislauf eines Kompressor-Kühlschrankes
(Bild: Wikipedia/Jahobr unter CC0)

Beispiele für übliche Leistungsbereiche typischer Elektrogeräte.

Sicherungskasten mit FI- und Leitungsschutzschaltern

Die Symbole und kennzeichnen externe Links, die zu Webseiten Dritter führen.

INURI GmbH - Brandschutz und Gefahrenabwehr

Diese Website verwendet Cookies. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.

OK